Die indirekte Rede (Reported Speech) im Englischen
Ein Stolperstein für deutsche Muttersprachler – Indirect Speech
Inhaltsverzeichnis
- Die wichtigsten Punkte
- Herausforderungen der englischen indirekten Rede
- Zeitverschiebung statt Konjunktiv
- Typische Fehler
- Verzicht auf Backshifting
- Einleitungsverb in der Gegenwart
- Fragesätze
- Vergleich deutsch und englisch
- Befehle und Aufforderungen
- Wahl des Einleitungsverbs
- Häufige Fragen
- Passende Themen und Übungen
Die wichtigsten Punkte zur englischen indirekten Rede
- Die englische indirekte Rede verwendet keine Anführungszeichen.
- Zeitverschiebung (Backshifting) ist zentral – nicht der Konjunktiv wie im Deutschen.
- Pronomen und Zeit-/Ortsangaben müssen angepasst werden.
- Bei Fragen ändert sich die Wortstellung zur normalen Aussageform.
- Befehle werden mit Infinitivkonstruktionen wiedergegeben.
- Die Wahl des Einleitungsverbs beeinflusst die Bedeutungsnuance.
Nicht vergessen: Die systematische Zeitverschiebung ist der Schlüssel zum Erfolg!
Was die englische indirekte Rede so herausfordernd macht
Die englische indirekte Rede unterscheidet sich grundlegend von der deutschen, weshalb deutsche Englischlerner regelmäßig Fehler machen, die zu Missverständnissen führen können.
Die indirekte Rede (reported speech oder indirect speech) gibt die Aussage einer anderen Person wieder, ohne deren genaue Worte zu zitieren. Anders als bei der direkten Rede setzt man keine Anführungszeichen. Zeitformen, Pronomen und manchmal auch Orts- oder Zeitangaben werden angepasst.
Ein typisches Beispiel:
- Direkte Rede:
- “I’m buying the car,” Maha said. („Ich kaufe das Auto“, sagte Maha.)
- Indirekte Rede:
- Maha said that she was buying the car. (Maha sagte, dass sie das Auto kaufen werde.)
Im Deutschen ist der Konjunktiv ein wesentliches Merkmal der indirekten Rede. Im Englischen spielt die sogenannte Zeitverschiebung (backshifting of tenses) die entscheidende Rolle. Diese Unterschiede stiften bei deutschen Muttersprachlern häufig Verwirrung und verursachen Fehler.
Der größte Unterschied: Zeitverschiebung statt Konjunktiv
Im Deutschen nutzt man für die indirekte Rede typischerweise den Konjunktiv I. Ist dieser mit dem Indikativ identisch, greift man auf den Konjunktiv II zurück oder verwendet würde-Konstruktionen. Im Englischen erfolgt dagegen eine systematische Verschiebung der Zeitformen. Dabei wird die Verbphrase des Originalsatzes eine Stufe in die Vergangenheit versetzt.
Die wichtigsten Zeitverschiebungen im Überblick:
- Present Simple → Past Simple
- “I am sad.” → He said that he was sad. (Ich bin traurig. → Er sagte, dass er traurig sei.)
- Present Continuous → Past Continuous
- “I am working.” → She said she was working. (Ich arbeite gerade. → Sie sagte, sie arbeite gerade.)
- Present Perfect → Past Perfect
- “I have finished.” → He said he had finished. (Ich bin fertig. → Er sagte, er sei fertig.)
- Past Simple → Past Perfect
- “I went home.” → She said she had gone home. (Ich ging heim. → Sie sagte, sie wäre heimgegangen.)
- Will → would
- “I will help.” → He said he would help. (Ich werde helfen. → Er sagte, er würde helfen.)
- Can → could
- “I can do it.” → She said she could do it. (Ich kann es machen. → Sie sagte, sie könne es machen.)
Diese Änderung der Zeitform in die Vergangenheit wird als Backshifting bezeichnet. Sie ist ein fundamentaler Unterschied zur deutschen indirekten Rede. Häufig begehen deutsche Englischlerner hier Fehler.
Typische Fehler deutscher Muttersprachler
Fehlende Zeitverschiebung
Warum wird das Backshifting oft vergessen?
Im Deutschen bleiben die Zeitformen in der indirekten Rede oft unverändert – der Konjunktiv übernimmt die Funktion der Kennzeichnung. Deutsche Englischlerner übertragen dieses Muster fälschlicherweise auf das Englische.
- Falscher Satz: He said he is tired.
- Richtiger Satz: He said he was tired. (Er sagte, er sei müde.)
Die fehlende Zeitverschiebung ist einer der häufigsten Fehler und kann zu Missverständnissen führen. Wer ihn vermeidet, verbessert seine englische Ausdrucksweise sofort spürbar.
Probleme mit Pronomen und Zeitangaben
Neben der Zeitverschiebung sind in der englischen indirekten Rede auch Pronomen und Zeitangaben anzupassen:
- I wird zu he/she (je nach Kontext).
- You wird zur sprechenden Person oder zu he/she.
- Today wird zu that day.
- Tomorrow wird zu the next day.
- Yesterday wird zu the day before oder the previous day.
- Here wird zu there.
Ein häufiger Fehler ist, diese Anpassungen nicht vorzunehmen:
- Falscher Satz: She said she will go there tomorrow.
- Richtiger Satz: She said she would go there the next day. (Sie sagte, sie würde am nächsten Tag dort hingehen.)
Wann kann auf das Backshifting verzichtet werden?
Es gibt Ausnahmen, bei denen keine Zeitverschiebung erforderlich ist:
- Bei allgemeinen Wahrheiten und Fakten: “The earth is round.” → He said that the earth is round. (Die Erde ist rund. → Er sagte, dass die Erde rund ist.)
- Wenn die Aussage immer noch gilt oder sich auf die Zukunft bezieht: “I live in Berlin.” → She said she lives in Berlin. (Ich lebe in Berlin. → Sie sagte, dass sie in Berlin lebt [falls sie immer noch dort wohnt].)
- Wenn das Einleitungsverb in einer Gegenwartsform steht (siehe nächster Abschnitt).
Diese Ausnahmen sollte man kennen. Im Zweifel ist die Zeitverschiebung jedoch der sicherere Weg, um Fehler zu vermeiden.
Was passiert, wenn das Einleitungsverb in der Gegenwart steht?
Steht das Einleitungsverb in der Gegenwart, entfällt die Zeitverschiebung in der indirekten Rede. Die Zeitformen im wiedergegebenen Satz bleiben gleich. Lediglich Pronomen sowie Orts- und Zeitangaben sind anzupassen.
Ein Beispiel:
- Direkte Rede: “I am happy,” he says. („Ich bin glücklich“, sagt er.)
- Indirekte Rede: He says that he is happy. (Er sagt, dass er glücklich sei.)
Die Konstruktion verdeutlicht die unverändert gültige Aussage des Sprechers. Die Gegenwart bleibt erhalten, weil ein direkter Bezug zur aktuellen Tatsache oder Situation besteht. Das vereinfacht das Verständnis und reduziert Fehler, da keine Zeitverschiebung nötig ist.
Fragesätze in der indirekten Rede – wie wandelt man Fragen korrekt um?
Bei Fragesätzen in der indirekten Rede existieren Besonderheiten. Entscheidungsfragen (Ja/Nein-Fragen) leitet man mit if oder whether ein. Ergänzungsfragen (W-Fragen) behalten das ursprüngliche Fragewort bei.
Achtung: Die Wortfolge ändert sich. In der indirekten Frageform steht das Verb nach dem Subjekt, nicht davor.
Beispiel 1:
- Direkte Ja/Nein-Frage: “Are you coming to the party?” (Kommst du zur Party?)
- Are als Hilfsverb steht vor dem Subjekt you.
- Indirekte Frage: He asked if I was coming to the party. (Er fragte, ob ich zur Party komme.)
- Was als Hilfsverb folgt jetzt nach dem Subjekt I.
Beispiel 2:
- Direkte W-Frage: “Where do you live?” (Wo wohnst du?)
- Das Hilfsverb do steht vor dem Subjekt you.
- Indirekte Frage: She asked where I lived. (Sie fragte, wo ich wohne.)
- Hier entfällt das Hilfsverb. Das Vollverb lived steht nach dem Subjekt I.
Vergleich: Indirekte Rede im Deutschen und Englischen
Um die Unterschiede besser zu verstehen, hilft ein direkter Vergleich:
Deutsch | Englisch | |
Kennzeichnung | Konjunktiv I/II (umgangssprachlich mit würde) | Zeitverschiebung (Backshifting) |
Beispiel | Er sagte, er sei/wäre müde. | He said he was tired. |
Zeitformen | Meist unverändert | Systematische Verschiebung |
Frageform | Umstellung zur Nebensatzwortstellung | Umstellung zur Aussageform (eventuelles to do entfällt) |
Diese Grundunterschiede führen bei Deutschsprachigen häufig zu Problemen mit der englischen indirekten Rede, da die grammatikalischen Konzepte stark voneinander abweichen.
Befehle und Aufforderungen in indirekter Rede
Befehle und Aufforderungen werden in der indirekten Rede mit einer Infinitivkonstruktion wiedergegeben:
- Direkte Rede: “Close the door.” (Schließ die Tür!)
- Indirekte Rede: He told me to close the door. (Er sagte, dass ich die Tür schließen solle.)
- Direkte Rede: “Don’t make any noise.” (Mach keinen Lärm!)
- Indirekte Rede: She told me not to make any noise. (Sie sagte mir, dass ich keinen Lärm machen solle.)
Die englischen Konstruktionen weichen deutlich von der deutschen Übersetzung ab. Hier nutzt man häufig dass-Sätze (Er sagte, dass ich die Tür schließen solle).
Die Wahl des richtigen Einleitungsverbs
Das Einleitungsverb beeinflusst Ton und Bedeutung der indirekten Rede. Ein passendes Verb vermeidet unnatürliche Sätze und präzisiert die Aussage:
- said (neutral, allgemein)
- told (erfordert ein Objekt: told me/him/her)
- asked (für Fragen)
- exclaimed (für Ausrufe)
- suggested (für Vorschläge)
- ordered/commanded (für Befehle)
- advised (für Ratschläge)
Beispiel:
- “You should study harder.” → She advised me to study harder. (Du solltest mehr lernen! → Sie riet mir, mehr zu lernen.)
- Nicht: She said me to study harder.
Häufige Fragen zur indirekten Rede
Muss ich nach dem Einleitungsverb immer that verwenden?
Nein, die Konjunktion that ist in der indirekten Rede oft optional. Beispielsweise kann man sagen: “He said that he was tired” oder “He said he was tired”. In formelleren Texten wird that häufiger verwendet.
Warum klingen meine indirekten Rede-Konstruktionen im Englischen oft unnatürlich?
Oft liegt es daran, dass du die Regeln der deutschen indirekten Rede auf das Englische überträgst. Achte besonders auf die korrekte Zeitverschiebung sowie die Anpassung von Pronomen und Zeitangaben.
Gibt es Situationen, in denen die direkte Rede besser ist als die indirekte?
Ja, die direkte Rede eignet sich besonders gut, um lebendige Dialoge wiederzugeben oder den genauen Wortlaut einer wichtigen Aussage zu betonen. Die indirekte Rede ist hingegen oft prägnanter. Sie eignet sich gut für Zusammenfassungen von Gesprächen.
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