Unpersönliches Passiv
Passiv für Neutralität und Objektivität
Inhaltsverzeichnis
1. Was ist das unpersönliche Passiv?
Das unpersönliche Passiv im Englischen drückt aus, was Menschen allgemein glauben, wissen, sagen oder denken. Man nennt dabei aber keine bestimmte Person oder Gruppe. Diese besondere Form des Passivs kommt oft mit bestimmten Verben vor. Dazu gehören say, believe, think, know, report und consider. Man nennt sie auch „Verben des Berichtens“ (reporting verbs).
Der Unterschied zum normalen Passiv ist: Hier steht keine Handlung im Mittelpunkt. Es geht vielmehr um Informationen oder Meinungen. Mit dem unpersönlichen Passiv klingen Aussagen neutral und sachlich. Deshalb findet man diese Form häufig in wissenschaftlichen und offiziellen Texten.
2. Die zwei Hauptformen des unpersönlichen Passivs
Das Englische kennt zwei Hauptformen für das unpersönliche Passiv. Vergleiche:
Variante 1: It is said that … (it-Konstruktion)
- “It is said that the library holds rare manuscripts.” Es wird gesagt, dass die Bibliothek seltene Manuskripte beherbergt.
- “It was reported that the conference attracted many experts.” Es wurde berichtet, dass die Konferenz viele Fachleute anzog.
Variante 2: Subjekt + is said to … (Subjekt-Konstruktion)
- “The library is said to hold rare manuscripts.” Es heißt, die Bibliothek beherberge seltene Manuskripte.
- “The conference was reported to have attracted many experts.” Es wurde berichtet, dass die Konferenz viele Fachleute angezogen habe.
Beachte: Bei der zweiten Variante rückt das Subjekt des Nebensatzes an den Satzanfang. Es bildet so das neue Subjekt des Hauptsatzes. Das Verb folgt als Infinitiv.
3. Verwendung mit verschiedenen Zeitformen
Das unpersönliche Passiv kann mit verschiedenen Zeitformen verwendet werden. Je nach zeitlichem Bezug ändert sich die Grundform des Verbs in der Subjekt-Konstruktion:
Zeitverhältnis | Aktiv | Passiv (it-Konstruktion) | Passiv (Subjekt-Konstruktion) |
---|---|---|---|
Gegenwart | “People believe Anna speaks several languages.”Man glaubt, dass Anna mehrere Sprachen spricht. | “It is believed that Anna speaks several languages.”Es wird angenommen, dass Anna mehrere Sprachen spricht. | “Anna is believed to speak several languages.”Anna soll mehrere Sprachen sprechen. |
Vergangenheit | “People know Daniel finished the project.”Man weiß, dass Daniel das Projekt abgeschlossen hat. | “It is known that Daniel finished the project.”Es ist bekannt, dass Daniel das Projekt abgeschlossen hat. | “Daniel is known to have finished the project.”Daniel soll das Projekt abgeschlossen haben. |
Verlaufsform | “People report she was working late yesterday.”Man berichtet, dass sie gestern bis spät gearbeitet hat. | “It is reported that she was working late yesterday.”Es wird berichtet, dass sie gestern bis spät gearbeitet hat. | “She is reported to have been working late yesterday.”Sie soll gestern bis spät gearbeitet haben. |
Für vergangene Handlungen verwendet man in der Subjekt-Konstruktion den Perfect Infinitive, das ist die Form to have + Partizip II. Wenn man den Verlauf einer Handlung betonen möchte, kombiniert man to have been mit einem Verb, das auf -ing endet.
4. Unpersönliches Passiv mit there is/are
Auch Sätze mit ‚there is‘ oder ‚there are‘ kann man ins unpersönliche Passiv umformen:
- Aktiv:
- “People say that there are new regulations this year.” Man sagt, dass es dieses Jahr neue Vorschriften gibt.
- Passiv 1:
- “It is said that there are new regulations this year.” Es wird gesagt, dass es dieses Jahr neue Vorschriften gibt.
- Passiv 2:
- “There are said to be new regulations this year.” Es soll dieses Jahr neue Vorschriften geben.
Diesen Satzbau findet man vor allem in formellen Texten und in den Nachrichten.
5. Häufige Fehler beim unpersönlichen Passiv
Verwechslung der beiden Passivformen
Ein typischer Fehler ist die Vermischung beider Konstruktionen:
- Falsch: “David is believed that he won the competition.”
- Richtig: “David is believed to have won the competition.” David soll den Wettbewerb gewonnen haben.
Falsche Zeitform des Infinitivs
Bei vergangenen Ereignissen muss der perfekte Infinitiv verwendet werden:
- Falsch: “She is said to visit Rome last year.”
- Richtig: “She is said to have visited Rome last year.” Sie soll letztes Jahr Rom besucht haben.
Falsche Reihenfolge bei there-Konstruktionen
- Falsch: “There is said that a solution exists.”
- Richtig: “There is said to be a solution.” Es soll eine Lösung geben.
6. Anwendungsbereiche des unpersönlichen Passivs
Man verwendet das unpersönliche Passiv, wenn eine Handlung wichtiger ist als die Person, die sie ausführt. Der Fokus liegt dann auf dem Vorgang oder dem Ergebnis. Man findet diese Form besonders in den folgenden Bereichen:
- Akademisches Schreiben: Autoren nutzen das unpersönliche Passiv, damit ihre Texte formeller und sachlicher klingen. Es lenkt die Aufmerksamkeit auf den Ablauf oder das Ergebnis einer Handlung, nicht auf die Personen.
- Journalismus: Journalisten verwenden das unpersönliche Passiv, um Informationen neutral darzustellen. So müssen sie keine Quelle oder keinen Autor nennen.
- Formelle Kommunikation: In Geschäftsberichten oder offiziellen Dokumenten sorgt das unpersönliche Passiv für einen sachlichen Ton.
- Wissenschaftliche Texte: Forscher präsentieren Ergebnisse oft mit dem unpersönlichen Passiv. Das betont, dass die Darstellung objektiv und neutral ist (siehe dazu Objektivität und Neutralität im akademischen Schreiben). Auch beim Beschreiben von Abläufen nutzen Wissenschaftler das unpersönliche Passiv. Damit stellen sie die einzelnen Schritte logisch und klar dar.
Info: Das unpersönliche Passiv ist Teil eines umfassenden akademischen Schreibstils, zu dem auch vorsichtige Formulierungen (Hedging), Nominalisierungen und komplexe Satzstrukturen gehören.
Passende Erklärungen zum Thema »Passiv für Neutralität und Objektivität«
Zum Thema »unpersönliches Passiv in der englischen Grammatik« passen die folgenden Erklärungen und könnten daher ebenfalls von Interesse sein:
- Das normale Passiv im Englischen
- Liste der Reporting Verbs
- Übung 1 zum unpersönlichen Passiv