Unterschiede im britischen und amerikanischen Englisch

Unterschiede britisches und amerikanisches Englisch

Lexikalische und grammatikalische Unterschiede im britischen und amerikanischen Englisch

1. Warum existieren Unterschiede dieser Sprachvarianten?

Die Trennung des Englischen begann mit der Besiedelung Nordamerikas durch britische Kolonisten im 17. Jahrhundert. Geografische Trennung und unterschiedliche kulturelle Einflüsse führten zur Entstehung zweier Hauptvarianten des Englischen. Diese Varianten entwickelten sich im Laufe der Zeit auseinander. Dabei blieb das britische Englisch (BE) konservativer, während das amerikanische Englisch (AE) tendenziell innovativer war. Der Unabhängigkeitskrieg verstärkte zusätzlich den Wunsch nach sprachlicher Eigenständigkeit in Amerika.

2. Rechtschreibunterschiede auf einen Blick

Die auffälligsten Unterschiede liegen in der Rechtschreibung. Sie entstanden hauptsächlich, um die amerikanische Unabhängigkeit zu betonen und die Sprache zu vereinfachen.

Typische Rechtschreibunterschiede:

  • Die Endung -our (BE) wird zu -or (AE): colourcolor Farbe, favourfavor Gefallen
  • Die Endung -re (BE) wird zu -er (AE): centrecenter Zentrum, theatretheater Theater
  • Die Endung -ise/-yse (BE) wird zu -ize/-yze (AE): organiseorganize organisieren, analyseanalyze analysieren
  • Doppelkonsonanten werden im AE oft vereinfacht: travellingtraveling, cancelledcanceled

Die Endung -ize ist auch im britischen Englisch akzeptabel, besonders in akademischen Texten und Publikationen wie dem Oxford English Dictionary. Viele britische Zeitungen wie The Times oder The Guardian verwenden interessanterweise die -ise-Variante.

3. Unterschiede im Vokabular

Im Wortschatz existieren deutliche Unterschiede. Sie können bei Gesprächen für Verwirrung sorgen:

Britisch Amerikanisch Deutsch
lift elevator Aufzug
boot trunk Kofferraum
biscuit cookie Keks
holiday vacation Urlaub
rubbish trash, garbage Müll
petrol gas (gasoline) Benzin (Sprit)
car park parking lot Parkplatz
lorry truck LKW
trolley cart Einkaufswagen
autumn fall Herbst
bonnet hood Motorhaube
flat apartment Wohnung
crisps chips Chips (z. B. Kartoffelchips)
chips French fries Pommes Frites
underground subway U-Bahn
headteacher principal Schulleiter
queue line Warteschlange
jumper sweater Pullover

Kulturelle Vokabularunterschiede

In Großbritannien bezeichnet first floor das erste Stockwerk über dem Erdgeschoss, genau wie im Deutschen. In den USA ist damit jedoch das Erdgeschoss selbst gemeint.

4. Grammatikalische Unterschiede und Feinheiten

Kollektivnomen

Im britischen Englisch behandelt man Kollektivnomen oft als Plural, im amerikanischen Englisch hingegen als Singular:

British (BE):
“The team are playing well today.” Das Team spielt heute gut.
American (AE):
“The team is playing well today.”

Dies gilt auch für Begriffe wie government (Regierung), staff (Belegschaft) oder committee (Ausschuss). Das britische Englisch betont die Individuen innerhalb der Gruppe, das amerikanische die Gruppe als Einheit.

Zeitformen

Auch bei Zeitformen existieren Unterschiede. Briten verwenden häufiger das Present Perfect für kürzlich abgeschlossene Handlungen. Amerikaner bevorzugen oft das Simple Past:

British (BE):
“I’ve just had lunch.” Ich habe gerade mittaggegessen.
American (AE):
“I just had lunch.”

Präpositionen

Bei Präpositionen finden sich ebenfalls Unterschiede:

British (BE):
“Marc is at college studying mathematics.” Marc ist an der Uni und studiert Mathematik.
American (AE):
“Marc is in college studying mathematics.”

Artikel

Unterschiede bestehen auch in der Artikel-Nutzung, wie beim Nullartikel:

British (BE):
in hospital im Krankenhaus
American (AE):
in the hospital

5. Aussprache und Intonation

Mit und ohne r

Die Aussprache ist womöglich der offensichtlichste Unterschied. Britisches Englisch ist oft nicht-rhotisch. Das r nach Vokalen wird also nicht ausgesprochen. Amerikanisches Englisch hingegen ist rhotisch, das r wird in allen Positionen ausgesprochen. In Wörtern wie car (Auto), park (Park) oder heart (Herz) sprechen Briten das r kaum aus, Amerikaner sprechen es deutlich hörbar aus. Beispiel:

  • Aussprache cart (Wagen):
    • BE: /caht/
    • AE: /cart/

Silbenbetonung

Die Betonung liegt bei manchen Wörtern auf unterschiedlichen Silben. Briten betonen bei address die zweite Silbe, Amerikaner oft die erste. Bei research betonen Briten die zweite, Amerikaner die erste Silbe. Aussprachebeispiele:

  • address (Adresse):
    • BE: /addrESS/ (zweite Silbe ist betont)
    • AE: /ADDress/ (meist erste Silbe betont)
  • research (Forschung):
    • BE: /resEARCH/ (zweite Silbe ist betont)
    • AE: /REsearch/ (erste Silbe ist betont)
  • advertisement (Werbung):
    • BE: /adVERTisment/ (Wortmitte ist betont)
    • AE: /ADvertAISment/ (erste Silbe ist betont und i wird wie ai gesprochen)

Vokale und Konsonanten

Auch einzelne Vokale werden unterschiedlich ausgesprochen. Das a in dance (Tanz) oder chance (Chance) klingt im britischen Englisch wie in father (Vater), im amerikanischen eher wie in cat (Katze). Konsonanten unterscheiden sich ebenfalls. Vor allem wird das t im Britischen deutlicher ausgesprochen. Aussprachebeispiele:

  • glass (Glas):
    • BE: /glahs/
    • AE: /glähs/
  • better (besser):
    • BE: /bett-er/
    • AE: /bedder/

6. Umgangssprache

Die Umgangssprache variiert ebenfalls stark. Britische Begriffe wie cheers oder mate entsprechen amerikanischen Ausdrücken wie what’s up? oder dude. Solche Ausdrücke tragen zur regionalen Identität bei. Sie stärken das Gefühl der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Region oder Gruppe.

Britisch Amerikanisch Deutsch
Cheers What’s up? Servus, Grüß dich, Alles klar?
Mate Dude Kumpel
Pal Buddy guter Freund
Fancy a cuppa? Wanna grap a coffee? Möchtest du einen Tee/Kaffee?
Spot on! Right on! Stimmt absolut! (Ausdruck für Zustimmung)

7. Schreibstil und Interpunktion

Britisches Englisch nutzt oft einfache Anführungszeichen (‘ ’), amerikanisches bevorzugt doppelte (“ ”). Das Oxford-Komma ist in den USA gebräuchlich. In Großbritannien verwendet man es nur, wenn Unklarheit besteht.

8. Welche Variante eignet sich für welchen Zweck?

Wichtiger als die strikte Einhaltung einer Variante ist die Konsistenz. Wer in Großbritannien studieren oder arbeiten möchte, sollte sich mit dem britischen Englisch vertraut machen. Für Nordamerika empfiehlt sich amerikanisches Englisch.

In der internationalen Geschäftswelt ist die amerikanische Variante aufgrund ihres starken Einflusses weiter verbreitet. Britisches Englisch gilt als formeller und oft auch höflicher. Filme, Musik und soziale Medien vermischen die Varianten jedoch zunehmend.

Trotz aller Unterschiede sind beide Varianten gegenseitig verständlich. Ein Bewusstsein für die wichtigsten Unterschiede hilft, Missverständnisse zu vermeiden und die eigene Sprachkompetenz zu verbessern. Entscheidend ist, fließend und korrekt zu kommunizieren, anstatt sich strikt an eine Variante zu halten.

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